Sonntag, 19. November 2006

Lernerfolgskontrolle und Rückmeldung

Testaufgaben und Rückmeldungen (Verstärkung) wurden im Kontext behavioristischer Ansätze als die essentiellen Merkmale von Lernprogrammen betrachtet. Diese Sicht hat sich geändert und es gibt immer weniger Anwendungen in denen Lernerfolgskontrollen mit differenzierten Rückmeldungen vorgesehen sind. Der Aufwand für die Konzeption und Umsetzung von Lernerfolgskontrolle ist sehr groß, (ca. 1/3 der Kosten für die Erstellung der didaktischen Medienkonzeption), so ist es nicht selten, dass aus Kostengründen auf Lernkontrollen und Prüfungen verzichtet wird. Doch, es stellt sich die Frage, ob man auf diese Elemente verzichten kann, und ob sie in den Ansätzen vom explorativen und situierten Lernen nicht mehr notwendig sind.


Motivationspsychologische Hintergründe

Bedeutung von Rückmeldungen:
Beim Behaviorismus ist die Bekräftigung von Verhalten das entscheidende Lernprinzip. Fragen sollten (möglichst richtiges) Verhalten hervorrufen.
Im kybernetischen Ansatz wird das Frage-Antwort-Muster angewendet um zu testen, ob Informationen richtig gespeichert wurden. In kognitiven Ansätzen soll geprüft werden, ob Sachverhalte richtig verstanden wurden, ob abstrakte Konzepte richtig angewendet und auf neue Situationen übertragen werden können.

Rückmeldungen beinhalten eine Motivationskomponente ("Ich freue mich, richtig beantwortet zu haben") und eine Informationskomponente (" Habe ich etwas richtig verstanden?").

Rückmeldungen wirken positiv auf das leistungsbezogene Handeln einer Person aus, wenn folgende Bedingungen erfüllt werden:
1. Die Bearbeitung einer Aufgabe muss als leistungsbezogen erlebt werden.
2. Die Person muss sich entschließen, eine Aufgabe bearbeiten zu wollen.
3. Die Aufgabe sollte nicht zu einfach und nicht zu schwierig sein (mittlere Schwierigkeit).

Motivation durch Vollzugsreize:
Beim Lernen mit Medien sind Spaß, Neugier und das Interesse an der Thematik ganz wesentlich. Sie sind mit dem zweckrationalen Erklärungsmuster der Erwartungs-Anreiz-Modelle kaum zu erklären.
Neben den leistungsbetonten, zielorientierten Anreizen wäre denkbar zusätzliche Anreize (interessebetont und vollzugsorientiert) zu implementieren. Diese Kategorie von Lernmedien wird als edutainment genannt. Dabei geht es um die Verknüpfung von Spielen, Lernen und Unterhaltung.

Lernerfolgskontrollen aus Sicht situierter Ansätze:
Lernerfolgskontrollen werden in situierten Ansätzen grundsätzlich in Frage gestellt, aber sie sollten als Unterstützung (Angebot zur Selbstkontrolle) betrachtet werden.


Technische Realisation von Lernerfolgskontrollen

Testfragen in Multiple Choice-Format: Einfach zu programmieren. Die Antworten lassen sich leicht auf ihre Richtigkeit prüfen; der Lerner muss aus einem Auswahlmenü die richtige (oder die richtigen) Alternative(n) bestimmen. Man kann Texte aber auch Grafiken als Antwortalternativen benutzen.

Sequentialisierte Angebote im Internet (WBT, web based trainings): Mit der Programmiersprache des world wide web, der Hypertext Markup Language (HTML), werden Textseiten erzeugt, die verschiedene multimediale Elemente enthalten können. Es lassen sich auch Schaltflächen erzeugen, über deren Anklicken auf weitere Seiten verzeigt werden kann. Ein sequentiell strukturiertes Lernangebot kann relativ einfach erstellt werden.
Eine Eigenschaft des www erweist sich als problematisch: das Anklicken einer Schaltfläche fordert von einen entfernten Server Daten an, aber der Server merkt sich nicht wer diese Seite anfordert. Das erschwert die Implementation von Interaktivität.


Sequenzierung in der Fernlehre: Taktung

Bei einer sequentiellen Struktur des Lernangebotes ist es möglich und ggf. sinnvoll die Lernmaterialen in einem bestimmten zeitlichen Takt zu distribuieren. Vor der chaotischen Vielfalt der im Internet verfügbaren Informationen, wird die zeitliche Organisation und Taktung von Lernangeboten eine zentrale Dienstleistung eines Bildungsanbieters. In der Lernergruppe gewährleisten die getakteten Angebote einen homogenen Kenntnis- und Fähigkeitszuwachs. Die Taktung vereinfacht auch die Betreuung der Teilnehmenden.

Varianten der Taktung:
• Feste Taktung (Kurse beginnen zu festgelegten Terminen; Lerngruppen können nach bestimmten Kriterien gebildet werden.)
• Bandwagon (Nach Anmeldung von N Teilnehmern beginnt eine neue Lerngruppe.)
• Ping-Pong (Der Lerner/die Lerngruppe erhält Zugriff auf die nächsten Materialien erst dann, wenn die vorherigen Aufgaben bearbeitet wurden.)
• Kontrakt-Lernen (Es erfolgt eine individuelle oder gruppenbezogene Vereinbarung über die zeitliche Distribution/Freischaltung.)
• Offener Zugriff (Der Einzelne kann Inhalte wahlfrei abrufen und damit die Bearbeitungs- und Lerngeschwindigkeit selbstständig bestimmen; Lerngruppen können dabei nicht gebildet werden.)

Abhängigkeit der Taktung von didaktischen Kriterien
Die Taktung ist vor allem notwendig, wenn das Lernangebot über die Informationskomponente die Kommunikation zwischen Personen anstrebt. Bei einer maschinellen oder computerisierten Auswertung der Lernaufgaben ist die Taktung nicht zwingend.




Lernweganalysen sequentieller Lernangeboten

Der Lernweg bezeichnet die zeitliche Folge, in der Informations- oder Lernangebote aufgesucht, ausgewählt oder aufgerufen werden.
Lernweganalysen werden durchgeführt, um festzustellen wie Anwender mit den Lernangeboten (Multimedia-Anwendungen oder Web-Based-Trainings umgehen. Dabei werden Benutzereingaben während der Bearbeitung des Mediums mithilfe von Tracking-Software registriert und ausgewertet. Die Inspektion dieser Verläufe ist aufschlussreich bei der Prüfung von Prototypen.

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